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Evelyne Schmitter hinterlässt ein großes Stück ihrer Seele im Elysis … nicht aber ihre Kartons

In ihrem Büro in der rue Leydenbach in Luxemburg packt sie ihre Kartons, ein nicht eben kleines Unterfangen. Evelyne Schmitter hat alles aufbewahrt: Geburtsanzeigen, Andenken an Hochzeiten, Fotos von Empfängen. Neunzehn Jahre ist es bereits her, dass sie in den Neubau von Elysis eingezogen ist, um dort die Geschäftsleitung zu übernehmen, da sie von dem originellen Projekt seiner Gründer sehr angetan war. Zwei Jahrzehnte, in denen sie die Urbanisierung des Kirchbergs miterlebte und mit eingeschweißten und dauerhaften Teams zusammenarbeitete: Kurze Rotationszeiten gehören nicht zur DNA von Elysis. Am 1. Januar tritt sie nun offiziell in den Ruhestand … und wird dennoch die Entwicklung der neuen Struktur in Esch-Alzette mit einem wachsamen Auge begleiten.

Evelyne Schmitter und das Elysis: eigentlich sind das zwei unzertrennliche Bilder, die man dennoch nicht vollständig verschmelzen kann. Die ursprüngliche Geschäftsleiterin unseres Hauses war in unterschiedlichen Berufen tätig, und eben deshalb sprang sie auf den gerade erst ins Rollen kommenden Zug auf, weil er ihre Laufbahn im Gesundheitswesen ergänzte und ihrer Vision einer aktiven und innovativen Betreuung im Alter entsprach.

Überzeugt vom innovativen Elysis-Konzept

„Ich war seit knapp einem Jahr bei SERVIOR in Düdelingen für den Pflegebereich verantwortlich, als ich mich für das Konzept von Elysis, das sich gerade in der Gründungsphase befand, begeisterte. Am 1. September 2002 trat ich dort offiziell als Direktorin ein, erinnert sich Evelyne Schmitter. Claude Hemmer, der für die Eröffnung verantwortlich war, hatte mir das Projekt vorgestellt, das ein Tageszentrum, Rehabilitationstherapien sowie ein neues Betreuungskonzept vorsah und offen war für alle therapeutischen Techniken – kurz gesagt, alles, was Elysis heute ausmacht.“

„In Paris traf ich Patrick Metais, den Altersmediziner, der dieses Konzept entwickelt hatte. Ich kannte ihn bereits und seine Vision der Pflege deckte sich vollkommen mit meiner. Unser Slogan „Den Jahren Leben schenken“ fasst diese Vision wunderbar zusammen. Wenn die Grundpflege abgeschlossen ist, beginnt das Leben der Bewohner erst, und zwar mit dem Physiotherapeuten, dem Ergotherapeuten oder den Erziehern … Wir haben dieses Modell bereits lange vor der Reform der Pflegeversicherung eingeführt und von Anfang an deutlich mehr Therapeuten eingesetzt als vergleichbare Organisationen. Das war immer unsere Stärke.“

„Ich hatte auch das Glück, das Vertrauen von John Castegnaro zu besitzen, der das Elysis-Projekt initiiert hatte und der mir die Leitung dieses Hauses anvertraute. Sein Tod im Jahr 2012 hat mich sehr mitgenommen und eine große Lücke in meinem täglichen Leben hinterlassen.“

Mit John Castegnaro (recht) und  Patrick Metais

Wenn man Kompetenzen spürt, muss man die Leute boosten

Knapp zwei Jahre nach ihrer Ankunft sah Evelyne Schmitter, wie das heute so lebendige Haus sich nach und nach mit Leben füllte, und dies zunächst auf dem 2. Stock. Der lange Prozess dauerte über ein Jahr. „Auch die Gestaltung der Stockwerke war sehr innovativ, vergleichbar mit den „Cantous“ in Frankreich, den Tagesheimen mit familiärer Atmosphäre. Bei uns waren jeweils eine Küche, ein Esszimmer und ein Aufenthaltsraum, genau wie zentral gelegene Arbeitsplätze der Betreuer, vorgesehen.“

Das Konzept lag zwar vor, doch es musste noch umgesetzt werden. Wir mussten das gesamte Personal einstellen und Öl ins Getriebe gießen, um die Maschine in Gang zu setzen. „Das Schlüsselwort, nicht nur für den Start, sondern auch für die Zeit danach, lautet wirklich „Kommunikation“: Man muss präsent sein, erklären, managen, ausbilden … Die Schulung des Personals ist tatsächlich entscheidend. Wenn man Kompetenzen spürt, muss man die Leute boosten“, findet Evelyne Schmitter. Und das kommt nicht von ungefähr: Sie war zunächst Lehrerin am Lycée technique des professions de santé in Esch-Alzette und auch ihre vorherige berufliche Laufbahn in Lothringen als Krankenschwester in ländlichen Gegenden und als Leiterin eines Vereins für häusliche Pflege machen deutlich, dass sie noch immer offen für Neues und für Mobilität war. Kurz gesagt, bei Elysis bedeutet das Innehaben einer Funktion oder eines Postens weder eine Vorbestimmung noch eine Sackgasse. „Nichts ist bedauerlicher, als wenn jemand seiner Wege geht, weil man ihm keine Aufstiegsmöglichkeiten bieten konnte. Schulungen sind wichtig, die Leute bei sich zu behalten ist genauso wichtig! Nicht umsonst beschäftigen wir heute einen talentierten Musiktherapeuten. Auch bei Schulungen zur Schmerzbehandlung und in der Palliativmedizin waren wir führend. Wir waren wirklich Vorreiter in einer Vielzahl von Dingen … die später obligatorisch wurden. Und wir müssen an der Spitze bleiben: Wer nicht nach vorn schreitet, geht zurück. Und diese Fortschritte verdanken wir all unseren Teams. Wir haben frühzeitig Qualitätsmanagement und Qualitätsbewertung innerhalb des Hauses eingeführt. Wir waren eines der ersten Häuser, das das Selbstbewertungsinstrument E Qalin einsetzte, wir haben gerade unser zweites Zertifikat erhalten.“

Die bittere Covid-Zeit

In den Kartons von Evelyne Schmitter häufen sich weiter die Andenken. Die Erinnerungen an die Hundertjährigen. Schifffahrten auf der Marie-Astrid. Die Einführung des Snoezelen und die Einweihung des Therapiebades, das den Namen des ehemaligen Präsidenten Castegnaro trägt. Die Covid-Zeit, die praktisch mit ihrem Eintritt in die Geschäftsleitung zusammenfiel, und ein unregelmäßigerer Kontakt mit der Gemeinschaft, die im Elysis lebt und arbeitet, werden ihr in bitterer Erinnerung bleiben. „All das ist so frustrierend. Vorher war ich gewohnt, abwechselnd auf allen Stockwerken zu essen, zusammen mit unseren Bewohnern. Für sie ist es wichtig, uns zu sehen, uns zu berühren.“

Sie wird das Elysis jedoch nicht ganz verlassen, da sie die für den Sommer 2022 geplante Eröffnung unseres neuen Hauses in Esch-Alzette begleiten wird. Dieses Gebäude ist in gewisser Hinsicht Teil ihrer geistigen Hinterlassenschaft an die Vereinigung, da sie sich darum bemüht hat, alle Stärken von Elysis hier zu übernehmen und Fehler, die unter Umständen vor zwanzig Jahren begangen wurden, zu vermeiden. Zum Beispiel eine ausreichende Anzahl an Aufzügen … „Es ist zwar nicht „mein“ Projekt, dennoch habe ich mich sehr dafür eingesetzt“, lächelt Evelyne Schmitter. „Dieses Projekt wurde vor 10 Jahren auf Wunsch des damaligen Verwaltungsrats ins Leben gerufen, und ich wurde gebeten, es zusammen mit unserem früheren Präsidenten, Herrn Castegnaro, zu begleiten. Seitdem bin ich mit vollem Einsatz dabei. Danach muss man dem Haus eine Seele geben. Das gehört zu den Aufgaben der Geschäftsleitung. Was auf Kirchberg von mir stammt? Ich glaube, ich habe dort für eine familiäre Atmosphäre, ein freundliches, warmherziges Umfeld gesorgt und den Teamgeist gefördert. Ich denke, ich habe die Kompetenzen gut eingesetzt; übrigens sind alle derzeitigen Leiter in der Regel Personen, die im Haus aufgestiegen sind.“

Das Wohlbefinden der Bewohner … und der Pflegekräfte

Eine Botschaft möchte sie den Mitarbeitern von Elysis mit auf den Weg geben. „Hören Sie immer gut zu! Führen Sie das Haus auf familiäre Weise, mit einem stets menschlichen Ansatz. Die menschliche Seite ist von größter Bedeutung, natürlich gegenüber den Bewohnern, aber auch gegenüber dem Personal. Ein Pfleger muss viel Wertschätzung erfahren, damit er sie seinerseits weitergeben kann. Sein Wohlbefinden ist entscheidend. Darauf zu achten, ist Teil der Philosophie von Elysis.“

Evelyne Schmitter macht kein Geheimnis daraus, dass ihre Berufung, sich in der Altenpflege zu engagieren, auf ihren kranken Großvater zurückzuführen ist, der starb, als sie erst elf Jahre alt war. Auch wenn sie ihren Beruf jetzt aufgibt, ihr Wesen wird sich nicht verändern. So engagiert sie sich nicht nur in ihrer Gemeinde in Lothringen, sondern träumt auch bereits von neuen Projekten mit ähnlichen Zielen. „Was mir gut gefallen würde, wäre in den Dörfern Wohnungen für ältere Leute in einem integrierten, generationsübergreifenden Rahmen anzulegen: kleine Häuser, die mit jeglichem Komfort und allen Sicherheitsstandards ausgestattet sind, die ältere Menschen benötigen, um ein gewissen Maß an Autonomie zu behalten.“

Jetzt aber sind erst mal Reisen, Klavierspielen und Pferde angesagt. Noch einige Kartons sind zu packen in diesem Büro auf Kirchberg, von dem ihre Hündin Gaya noch nicht weiß, dass auch sie es wird aufgeben müssen. Für Evelyne Schmitter beginnt jetzt ein neues Leben, nie wirklich weit von Elysis entfernt.